"Wenn das Gestirn der Pleiaden, der Atlastöchter, emporsteigt, dann beginne die Ernte,
doch pflüge, wenn sie hinabgehen.
Vierzig Tage und Nächte hindurch sind diese verborgen,
doch wenn im kreisenden Lauf des Jahres sie wieder erscheinen, dann beginne,
die Sichel zur neuen Ernte zu wetzen."

Hesiod



Geschichtliches der Armillarsphäre


Zu allen Zeiten betrachteten die Menschen den gestirnten Himmel. Bereits in den frühen Hochkulturen der Babylonier und Ägypter vollzog sich der Wandel von der reinen Betrachtung zur Beobachtung.

Das Himmelszelt mit seinen jahreszeitlichen Bewegungen von Sonne, Mond, Planeten und Sternen besaß für unsere Vorfahren göttlichen Charakter und zugleich praktischen Nutzen. Sehr schnell erkannten die Menschen Zusammenhänge von irdischen Vorgängen und bestimmten Gestirnpositionen. In diesem Sinne legte die babylonische Astronomie mit ihren langjährigen Beobachtungen und ihren sorgfältig betriebenen Aufzeichnungen das Fundament für die griechische Astronomie. Später leiteten die Pythagoräer die Phase des Übergangs von der Beobachtung zur rechnenden Astronomie ein. Aus der geometrischen Bahnbestimmung der Himmelskörper entwickelte sich eine algebraische Astronomie. Damit gelang der entscheidende Durchbruch für den Beginn einer mathematischen Bahnbestimmung der Gestirne. Der Weg zu einem ersten fundierten astronomischen Weltbild in der Geschichte der Menschheit war geebnet.



Es mussten Messgeräte geschaffen werden, mit denen Positionsbestimmungen an Gestirnen durchgeführt werden konnten. Außerdem erhoffte man sich, mit einfachen technischen Hilfsmitteln komplizierte Bewegungsabläufe anschaulich darstellen zu können. So entstanden Winkelmessgeräte und Karten des Sternenhimmels. Immer ausgefeiltere Techniken der Materialbearbeitung erhöhten die Präzision der astronomischen Instrumente und mündeten schließlich in die Entwicklung von Astrolabien, Armillarsphären und Quadranten. Die Armillarsphäre entwickelte sich zum wichtigsten astronomischen Mess- und Beobachtungsgerät für die himmlischen Bewegungsabläufe. Doch nach der Erfindung des Fernrohres durch Jan Lippershey im Jahre 1608 und der anschließenden Nutzung durch Galileo Galilei bei der Beobachtung des gestirnten Himmels, schätzte man sie nur noch wegen ihrer demonstrativen Vorzüge. Aber auch diese Ära endete mit dem 19. Jahrhundert. Dann geriet die Armillarsphäre nahezu in Vergessenheit.